Zeugnisübergabe an der Schule für Erwachsene in Dreieich

DREIEICH (jeh) – Kurz vor
dem Beginn der Sommerferien
haben 19 Frauen und Männer,
die die Schule für Erwachsene
(SfE) im „Haus des Lebenslan-
gen Lernens“ (HLL) in Dreieich
besuchten, aus den Händen
von Schulleiterin Bernadette
Bork ihre Abiturzeugnisse ent-
gegengenommen. Hinter dem
Kürzel SfE stehen ein Gymna-
sium und eine Realschule, in
denen mehrere hundert Studie-
rende in Nachmittags- und
Abendkursen Bildungsab-
schlüsse nachholen, die sie in
ihrer Jugend an Regelschulen
nicht gemacht haben oder ma-
chen konnten.
Einer von ihnen war der Justiz-
fachangestellte Nasser Nurzay,
der die Bildungseinrichtung in
Dreieich dreieinhalb Jahre lang
besuchte. „Das geht nur, wenn
du dich völlig darauf konzent-
rierst. Es hat keinen Tag gege-
ben, an dem ich nicht gelernt
habe“, berichtet er. Allerdings
sind seine Ansprüche auch hö-
her als die anderer Schüler.
„Ich möchte gerne Medizin stu-
dieren.“ Diese Möglichkeit hat
der 30-Jährige dank eines No-
tendurchschnitts von 1,1 jetzt.
Erstmals wurde nach Angaben
des Lehrers Gregor Kannberg
die Zeugnisübergabe an die
Abiturienten zusammen mit
den 21 Abgängern mit FH-Reife
und den 16 Realschulabsolven-
ten durchgeführt – eine Premie-
re auch für Bernadette Bork,
die neue Schulleiterin. „Im Vor-
feld war ich nervös, aber dann
habe ich gelesen, dass sich die

Nasser Nurzay ist zweitbes-
ter Absolvent des diesjähri-
gen Abiturjahrgangs an der
SfE. Foto: Kannberg

meisten Schüler nicht mehr an
den Inhalt ihrer Abiturrede er-
innern können. Und das geht
mir genauso“, bekannte die Pä-
dagogin. Sie verzichtete auf
einen klassischen Vortrag, son-
dern nutzte ein spielerisches
Experiment, das die Studieren-
den mahnte, den wirklich wich-
tigen Dingen im Leben Priorität
einzuräumen.
An Nasser waren die mahnen-
den Worte nicht gerichtet, er
beherzigt sie laut Kannberg be-
reits.
„Nach der Realschule habe ich
das gute Leben genossen und
wichtige Sachen vernachläs-
sigt. Bei manchen, wie mir,

mangelt es in der Jugend an der
nötigen Reife, daher bin ich
sehr dankbar, dass es diese
Möglichkeit gibt, sich weiterzu-
bilden, um noch etwas zu errei-
chen“, berichtet der angehende
Medizinstudent. Die Schulzeit
in Sprendlingen werde er in
positiver Erinnerung behalten:
„Die Atmosphäre an der SfE ist
sehr gut, die Lehrer geben je-
dem das Gefühl, etwas Beson-
deres zu sein. Es wird sehr viel
Wert auf einen guten Kontakt
gelegt.“
Das Einzugsgebiet der Bil-
dungseinrichtung an der Frank-
furter Straße umfasst das ge-
samte Rhein-Main-Gebiet. Vo-
raussetzung für den Besuch ist
mindestens ein Hauptschulab-
schluss beziehungsweise der
Nachweis einer über längere
Zeit ausgeübten Berufstätig-
keit. Die Schule wurde 1964
gegründet und befand sich
unter der Bezeichnung Abend-
gymnasium bis 2009 in Neu-
Isenburg. Dann zog die Einrich-
tung ins HLL nach Sprendlin-
gen. Der Besuch entsprechen-
der Einrichtungen ist laut
Kannberg in Hessen kostenfrei
möglich. Motivation der Studie-
renden, die oft parallel einen
Beruf ausüben, sei zumeist der
feste Wille, im Job weiterzu-
kommen oder aber auch mit
dem Abiturszeugnis in Händen
ein Studium zu beginnen. Kon-
takt (Schulsekretariat): Telefon
(06103) 31316840.

 

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